Bäume pflanzen im Keyline Design
Die Klimapraxis startete im August 2021 das Vernetzungsprojekt „NetzwerkWasserAgri“, welches innovative Ansätze zur Steigerung von Verdunstungskühlung und Wasserrückhaltefähigkeit in der Landwirtschaft identifizieren und kommunizieren will. Wasser wird in Brandenburg zur knappen Ressource. Aufgrund der überwiegend sandigen Böden und oft ausgeräumten Landschaften führt anhaltende Trockenheit bei hohen Temperaturen in kurzer Zeit zu extremer Dürre.
Teil des Projektes ist eine exemplarische Landschaftsgestaltung mit der Methode des Keyline Designs auf dem Gelände des Waldpferdehofs bei Müncheberg. Keyline Design ist ein Gestaltungskonzept, dass die Wasserhaltefähigkeit und das Mikroklima entlang sogenannter Schlüssellinien verbessern soll – in unserem Fall durch geplante Gehölzpflanzungen. Angenommen wird, dass Keyline Design in Kombination mit Agroforstwirtschaft Potenziale für ein langfristiges Wassermanagement und für eine Anpassung an den Klimawandel bietet, die bislang noch kaum berücksichtigt werden.
Die Pflanzung in Müncheberg ist für die dritte Dezemberwoche geplant und wir stecken mitten in den Vorbereitungen. Im Planungsprozess hat Keyline-Berater und Diplom-Forstwirt Philipp Gerhardt (www.baumfeldwirtschaft.de) den Waldpferdehof besichtigt und einen möglichen Standort mit seinen entsprechenden Schlüssellinien identifiziert. Dem folgte eine mehrstufige Beratung, wie die Fläche gestaltet werden soll: Wie können die Reihen angelegt werden? Welche Gehölze lassen sich am besten in den betrieblichen Kontext integrieren? Entschieden haben sich die Betriebsleiter Carmen Becker und Jan Sommer für verschiedene Sorten Walnüsse, Esskastanien und Haselnussbäume in vier Reihen. Zudem wurden Mulden und Wälle zur Wasserretention angelegt, auf dem Waldpferdehof natürlich mit echten Pferdestärken.
Das Pflanzgut wird zum einen von der Baumschule Resilia Klimabäume geliefert. Resilia bietet Bäume mit speziell trainierten Wurzeln an. Diese wurzeln tiefer und sind besonders für trockenheitsgefährdete Standorte geeignet. Zum anderen liefern die Experten der Walnussmeisterei geeignete Sorten, die auch angesichts eines möglichen Befalls durch die Walnussfruchtfliege Erträge bringen. Der Waldpferdehof möchte eigens für die Keyline-Pflanzung auch Hühner und einen Mobilstall in den Betrieb aufnehmen. Diese bieten nicht nur neue Einkommensmöglichkeiten, sie fressen auch die gefährlichen Schädlinge. Die Flächen werden so angelegt, dass die abschnittsweise von Hühnern beweidet werden können.
Der ganze Prozess wird filmisch dokumentiert: Filmemacher Svenja Nette und Malte Cegiolka, bekannt vom Kanal „Wir stehen drauf“, begleiten die Planungen, das Abstecken der Reihen und Ziehen der Wälle sowie die Pflanzung. Ergebnis wird eine Videodokumentation zur Keyline-Umsetzung auf dem Waldpferdehof sein, die im Rahmen des Projekts „NetzwerkWasserAgri“ gefördert wird. Im Frühjahr ist ein Feldtag für alle Projektmitglieder geplant, um die Ergebnisse in Augenschein zu nehmen und sich auszutauschen.
Während die positiven Wirkungen der Agroforstwirtschaft bereits öffentlich diskutiert werden, ist Keyline Design im deutschsprachigen Raum noch relativ unbekannt. Beides wird allerdings in der Praxis in Brandenburg bereits im Kleinen wie im Größeren umgesetzt. Unser Ziel ist es, die praktischen Erfahrungen solcher Leuchtturmprojekte aufzuzeigen und hierüber einen Austausch zwischen Praktikern und Beratern zu unterstützen sowie einen Wissenstransfer von der Praxis in die Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu befördern. Mehr dazu in unserem Projektsteckbrief.
Fotos: Svenja Nette
