So war die Tagung Klima-Landschaften
Dieser Text wurde von Ute Scheub verfasst und ist zuerst erschienen auf www.klima-landschaften.de.
Die Rückmeldungen am Ende der von Stefan Schwarzer organisierten Online-Tagung am 8. Dezember waren überwältigend positiv. „So etwas brauchen wir viel öfter“, formulierten gleich mehrere der über 200 Teilnehmenden. „So viel geballte Expertise ist selten“, hieß es in Anspielung auf die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe des Publikums. Wissenschaftler aus verschiedenen Instituten und Disziplinen waren genauso vertreten wie Landwirte und Gärtnerinnen sowie Menschen aus Politik und Verwaltung. Jan-Gisbert Schultze, einer der Mitorganisatoren, formulierte am Ende euphorisch: „Eine der innovativsten Tagungen, die ich in den letzten 20 Jahren erlebt habe!“
Innovativ war auch die Fragestellung, die bisher wenig Niederschlag im Mainstream der Klimaforschung findet: Wie wirkt sich Landschaftsgestaltung auf die Klima-Resilienz aus? Wie kann man durch Humusaufbau, Baumstreifen und Wasserrückhaltung das Mikro-, Meso- und Makroklima beeinflussen? „Früher haben wir Wasser möglichst schnell aus der Landschaft herausgeleitet“, befand Landwirt und Mitorganisator Felix Löwenstein gleich zu Beginn. Langsam reife aber die Erkenntnis, wie kontraproduktiv das sei. Auf riesigen Schlägen unbedeckter Erde etwa in Ostdeutschland finde monatelang keine Photosynthese statt, das bleibe nicht ohne Wirkung.
Ein Highlight der Tagung war der Vortrag des Bodenwissenschaftlers Walter Jehne, der aus Australien zugeschaltet wurde. „Wir müssen in den nächsten zehn Jahren handeln, dann sind die 1,5 Grad plus im Klima schon erreicht“, mahnte er. Aber auch: „Wir haben sehr sichere natürliche Lösungen dafür.“ Es sei möglich, durch Biosequestrierung, Begrünung und den Einsatz von Pilz-Netzwerken die Erde in 10 bis 20 Jahren zu regenerieren und das Klima zu stabilisieren.
Praktische Vorschläge dafür machte Sonoko Bellingrath-Kimura vom ZALF. Sie empfahl reduzierte Bodenbearbeitung, Blühmischungen, Patch Cropping, Agroforst und möglichst viele Strukturelemente wie Hecken.
Auf einer Podiumsdiskussion ging es um die Umsetzung der Vorschläge in die Agrarpolitik. Die neugebackene SPD-Bundestagsabgeordnete Franziska Kersten versprach, sich darum zu kümmern, dass Wasser in der Fläche gehalten wird. Der EU-Abgeordnete Martin Häusling kritisierte, das Potenzial von Agroforst oder Fruchtfolgen werde in Brüssel und Berlin bisher nicht erkannt, die Förderung sei „lächerlich“. Und Agrar-Staatssekretär Ludwig Theuvsen berichtete aus Niedersachsen, dass sie gerne Hecken fördern würden, viele Landwirte aber davor zurückscheuten. Denn sobald sich seltene Tiere dort ansiedelten, müssten daraus Schutzgebiete gemacht werden. Es gebe „viele Fehlanreize im System“.
Der Nachmittag war verschiedenen Arbeitsgruppen gewidmet, später trug man die Ergebnisse zusammen. Der Wunsch, eine Gesamtstrategie und einen Forschungs-Verbund zu entwickeln, war dabei allgegenwärtig. Man brauche land(wirt)schaftliche Reallabore und KlimaLandschaften, in denen das Zusammenwirken von Boden, Wasser und Grün erforscht werde – so äußerten sich viele Teilnehmende. „Es müssten ganze Regionen umgebaut werden“, befand Geowissenschaftler Hubert Wiggering am Ende.